Die bekanntesten Messprinzipen von Kabellängenmessgeräten sind die kapazitive Methode und die Reflexionsmethode.
Die kapazitive Methode bei einem Kabellängenmessgerät basiert auf der Verwendung des Kapazitätskoeffizienten eines elektrisch leitenden Kabels, um die Länge der Leitung zu bestimmen. Jedes Kabel hat aufgrund seines Materials und Querschnitts einen spezifischen Kapazitätskoeffizienten, der normalerweise vom Hersteller angegeben wird und im Messgerät eingestellt werden muss. Um die Länge des Kabels zu messen, wird das Messgerät an beiden Enden des Kabels angeschlossen. Dabei wird die Gesamtkapazität des Kabels gemessen. Anschließend wird diese Gesamtkapazität durch den Kapazitätskoeffizienten des spezifischen Kabeltyps geteilt. Die Messung der Kapazität basiert darauf, dass jedes Kabel eine gewisse Kapazität aufweist, die durch die isolierenden Materialien zwischen den elektrischen Leitern entsteht. Durch das Anlegen einer Spannung an das Kabel werden Ladungen aufgebaut, und die Kapazität des Kabels beeinflusst den Ladungsfluss. Das Messgerät erfasst die Kapazität des Kabels und berechnet anhand des Kapazitätskoeffizienten die Länge der Leitung. Die kapazitive Methode wird üblicherweise angewendet, wenn beide Enden des Kabels zugänglich sind, da das Messgerät sowohl am Anfang als auch am Ende angeschlossen werden muss, um genaue Ergebnisse zu liefern. Es ist wichtig zu beachten, dass die kapazitive Methode ihre Grenzen hat. Sie funktioniert am besten bei einadrigen Kabeln oder Kabeln mit isolierten Leitern, da die Kapazität in diesen Fällen leichter zu messen ist. Bei mehradrigen Kabeln kann die kapazitive Methode ungenauer sein, da die Interferenz zwischen den Leitern die Messung beeinflussen kann.
Die Reflexionsmethode bei einem Kabellängenmessgerät basiert auf der Auswertung von reflektierten elektrischen Signalen, um die Länge eines Kabels zu bestimmen. Bei dieser Methode wird ein kurzer elektrischer Impuls am einen Ende des Kabels eingespeist. Dieser Impuls breitet sich entlang des Kabels aus und trifft auf eventuelle Veränderungen wie zum Beispiel einen Kabelbruch, eine Leitungsunterbrechung oder eine Anschlussstelle. An diesen Stellen wird ein Teil des Signals reflektiert und kehrt zum Messgerät zurück. Das Kabellängenmessgerät erfasst und analysiert die reflektierten Signale, um Informationen über die Position und Art der Veränderungen im Kabel zu erhalten. Durch die Messung der Zeit, die der Impuls benötigt, um zum Messgerät zurückzukehren (Laufzeitverfahren oder auch Zeitbereichsreflektometrie / TDR-Methode - Time Domain Reflectometry), kann die Entfernung bis zur Veränderungsstelle berechnet werden. Mit der Kenntnis der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Signals im Kabel kann die Gesamtlänge des Kabels abgeschätzt werden. Die Reflexionsmethode ermöglicht es auch, mehrere Kabel zu unterscheiden, wenn sie miteinander verbunden sind, da jedes Kabel eine einzigartige Reflexion aufweist. Dies ist nützlich, um beispielsweise die Zuordnung von Kabeln in komplexen Verkabelungen zu erleichtern. Es ist wichtig zu beachten, dass die Reflexionsmethode ihre Grenzen hat. Sie funktioniert am besten bei Kabeln mit ausreichender Signalreflexion, was bei Kabeln mit hoher Impedanz oder bei Veränderungen im Kabel wie Enden, Abschlüssen oder Verzweigungen der Fall ist. Bei Kabeln mit niedriger Impedanz oder bei stark gedämpften Signalen kann die Messung ungenauer sein.